Haben Sie vielleicht ein bisschen Kleingeld für was zu Essen?

Köln, 20 Uhr in der Straßenbahn. Ein sichtlich vom Leben gebeutelter Mann geht durch den Gang der Straßenbahn und bleibt alle paar Meter stehen, um stotternd seinen Satz an die Leute zu bringen: „Haben Sie vielleicht ein bisschen Kleingeld für was zu Essen?“ Im besten Fall schütteln die Leute den Kopf, im schlimmsten Fall wird der Mann einfach völlig ignoiert und einige wenden auch noch den Blick ab. Wie reagiert man in so einer Situation und warum hat man das Gefühl die Menschheit wäre herzlos, nachdem der „Bettler“ ohne jeglichen Cent aus der Straßenbahn steigt?

Ich muss zu meiner Schande zugeben, dass ich diesmal auch nichts gegeben habe. In so einer Situation stelle ich mir immer die Frage wofür der „Bettler“ das Geld wirklich ausgeben würde. Anscheinend hat mein Unterbewußtsein diesmal entschieden: Alkohol und Zigaretten. Aber wie kann man sich da sicher sein? Wer weiß, ob der Mann nicht tatsächlich seit Tagen nichts mehr gegessen hat und wahnsinnigen Mut aufbringen musste, um in der Straßenbahn wildfremde Menschen um Geld anzubetteln? Dafür werde ich wohl nie eine Antwort bekommen. Bleibt mir nur der Gedanke: hätt ich ihm doch ein paar Cent gegeben – eigentlich egal wofür er diese ausgegeben hätte. Etwas mehr Beachtung hätte er jedenfalls verdient gehabt. Trotz allem ist und bleibt er ein menschliches Wesen, das ein kopfschüttelndes „Nein (dir gebe ich nichts)“ statt einem ignorierendem Wegdrehen verdient hätte. Ich finde es völlig ok, wenn man nichts gibt – aber dann bitte den „Bettler“ trotzdem nicht wie einen Leprakranken behandeln.